Das Geschenk der Unterwerfung – oder wer schenkt hier wem was?
Immer wieder taucht im BDSM-Kontext dieser Satz „Das Geschenk der Unterwerfung“ auf, und die Meinungen zu diesem Thema sind Kontrovers. So habe ich in Foren davon gelesen, dass das Wort „Geschenk“ in diesem Zusammenhang total unverständlich und falsch erscheint, denn es wird ja eigentlich garnichts „geschenkt“. Andere wiederum beleuchten den Begriff „Geschenk“ als etwas, das gegeben wird (oder gegen werden sollte) ohne jegliche Erwartung einer Gegenleistung.
Aber was ist es nun – ein Geschenk?
Erwartet man WIRKLICH KEINE Gegenleistung wenn man schenkt?
Es ist garnicht so trivial wie man meinen könnte. Beim Schenken steht allem voran, ob das Geschenk denn vom Beschenkten auch angenommen wird. Nehmen wir an Sklave Fridolin schenkt sich, seine Seele und seinen Körper allumfänglich der ihm seit 30 min durch einen Chatkontakt bekannten Mistress Miranda. Nun könnte man meinen „HURRA, ein Geschenk“. Aber wird sie sein Geschenk überhaupt annehmen? Und erwartet er eine Gegenleistung für sein „Geschenk“? JA, liebe Leser:innen, die Vermutung liegt Nahe, dass Sie es nicht annimmt. Aber gehen wir mal davon aus, dass sie es tut und weiter passiert nichts. Sie gehen getrennte Wege oder treffen sich zufällig irgendwann im Chat wieder. Ist Sklave Fridolin dann einfach glücklich sich geschenkt zu haben? Vielleicht verschenkt er sich ja täglich mehrmals? 😉
Das Beispiel zeigt deutlich, dass ein Geschenk meist eben nicht komplett ohne Erwartung einer Gegenleistung geschieht. Und die zu erbringende Gegenleistung kann sowohl positiv sein, als auch mit äußerst negativen Gefühlen verbunden sein:
Im optimalsten Fall löst ein Geschenk Dankbarkeit oder Freude aus und viele Menschen wollen exakt das mit einem Geschenk verursachen: Dem Gegenüber eine Freude bereiten.
Leider kann mit einem Geschenk auch das Gefühl der Dankesschuld verbunden sein. Der Beschenkte hat das Gefühl „etwas schuldig zu sein“ oder ein „Gegengeschenk“ leisten zu müssen. Das schlechte Gewissen kann den Beschenkten überkommen. Ich denke, bei solchen negativen Gefühlen könnte der Beste Weg sein, das Geschenk nicht anzunehmen.
Welche Gegenleistung könnte denn aber für das Geschenk der Unterwerfung erwartet werden? Sicherlich wohl eher nicht ein Gegengeschenk, denn wenn sich Mistress Miranda auch Unterwirft und schenkt, wäre das sicherlich eher Kontraproduktiv. Vielmehr ist das Anerkennen des Hingabe und der Unterwerfung ein großer Gegenwert. Anerkennung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit sind die erwartete Gegenleistung
Kann man durch das „Geschenk der Unterwerfung“ eine Gegenleistung einfordern?
Nein, natürlich nicht. Das Schenken und auch die freudige Annahme des Geschenks müssen zwingend aus freien Stücken erfolgen. Nur so findet der Untergeben und auch der Führende Part Erfüllung im „Geschenk der Unterwerfung“.
Aber ist ein Geschenk, das an eine Erwartungshaltung geknüpft ist weniger wert? Aus meiner Sicht Nein. Denn möglicher weise hat der Schenkende sich die Person, der er etwas oder vielleicht sogar sich selbst schenkt, sorgfältig ausgewählt und mit Bedacht über diesen weitreichenden Schritt nachgedacht. (ok, Sklave Fridolin vielleicht nicht ganz)
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