Bondage – Die Lust am fixieren

Bondage, das Fixieren einer Person, gehört natürlich auch zum Thema FemDom und ist ein Teil der Dominanz. Aber muss es immer eine Ledermanschette sein? Ist nicht auch das Fühlen von kratzigem Seil auf der Haut oder der Akt beim legen und festbinden der Seile ein Genuss? Ist es nicht befriedigend, wenn mit jeder Seillage die Bewegungsfreiheit vom Model mehr und mehr eingeschränkt wird? Und ist es nicht ein faszinierender Anblick, wenn das Model, egal welchen Geschlechts, mit Seil verschnürt vor der FemDom liegt? Ja, auch eine FemDom kann mit Seil umgehen. Auch wenn vor Jahren eine klare Rollenverteilung geherrscht hat, so sind immer mehr Frauen aktiv mit Seil unterwegs.

Im Umgang mit Seil gibt es, wie bei allem, auf beiden Seiten verschiedene Bedürfnisse. So kann es sich um Restriktionen, um Meditation, um fühlen und spüren oder um optische Aspekte handeln. Neben diesen und anderen Bedürfnissen ist aus meiner Sicht die Präsentation vom Model von zentraler Bedeutung. Egal welches Ziel erreicht werden soll. Es geht im japanisch inspirierten Fesseln mit Seil nicht um den Ringer sondern um das Model. Wenn der Fessler stolz auf der Bühne steht und das Model in der Ecke liegt, ist etwas falsch gelaufen.

Auch wenn Shibari, das japanisch inspirierte Fesseln mit Seil oftmals als Show wahrgenommen wird, so ist es eigentlich eine Handlung, die zwischen zwei Personen stattfindet. Eine intime Angelegenheit. Ja, zwei Personen, denn wenn mehrere Personen gefesselt werden sollen, wird es für den Fessler ziemlich anspruchsvoll.

Übrigens: Von einem Geschlechtsakt mit einer gefesselten Person rate ich ab. Bespielen ja, aber wenn alle im erotischen Rausch sind, hat niemand mehr einen klaren Kopf um in einer Notsituation klar zu handeln.

Fazit: der Fesselnde MUSS immer bei klarem Verstand sein.

Shibari – Die Kunst des ästhetischen Fesselns

Beim Shibari gibt es verschiedene Wege und Techniken, die in unterschiedlichen Schulen (Ryu) gelehrt werden. Das ist traditionell, muss aber aus meiner Sicht nicht so absolut sein. Wenn es sicher ist, soll jeder so Fesseln wie es für ihn passt. Auch das Ziel, welches erreicht werden soll ist individuell und muss sich nicht an die vorgegebenen Traditionen halten. Fesseln mit Seil ist oftmals ein Mischung aus verschiedenen Themen. So kann mit Seil vom Anfang der Fesselung bis zum Ende berührt, gespielt, stimuliert und vor allem kommuniziert werden.  

Die Immobilisierung

Ein Model wird mit Restriktionen gefesselt, so wie es die Samurai früher praktiziert haben. Bei den Samurai wurden Frauen gefesselt und dann geschaut, was es unter ihrer Kleidung alles zu sehen gibt und Männer, die Feinde, wurden so gefesselt, dass sie an inneren Blutungen oder sonst durch das Seil gestorben sind. Heute hat echte Folter beim Fesseln nichts mehr zu suchen. Es darf eng und schmerzvoll aussehen, muss dem Model aber an den entscheidenden Körperstellen genügend Freiraum bieten. Dafür darf die Seilführung optisch ansprechend sein.

 

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Die Ästhetik

Das Model präsentieren und im besten Licht zeigen. Dazu gibt es unzählige Fesselungen, die den Körper betonen oder auch kleiden. So gibt es die Karadas. Das sind Seilender, die unter der Alltagskleidung oder an Partys, so wie Unterwäsche, getragen werden können. Oder es gibt Fesselungen, die das Model in eine kunstvolle Position oder Szene bringen. Ähnlich einer Skulptur oder einem Bild. Das kann am Boden oder in der Luft sein. Dazu ist aber oftmals die Mitarbeit vom Model nötig. Sei es um genügend Körperspannung aufzubringen oder ausreichend Beweglichkeit zu bieten. Es ist wie auf dem Laufsteg. Das Kleid oder das Seil ist noch nicht atemberaubend. Die Präsentation mit dem Model gibt dem Ganzen die gewünschte Ausstrahlung.

Die Meditation

Wird ein Model im Seil nicht nur fixiert, sondern wie bei einem Kokon eingesponnen, so ist es der Situation vollkommen ausgeliefert. Das ist wie ein festhalten oder eine andauernde Umarmung. Es gibt nichts was dagegen getan werden kann. Vielleicht wird das Model noch zusätzlich berührt, mit Wachs oder Eis stimuliert und kann nur spüren, warten und genießen. Verantwortung abgeben. Vertrauen aufbauen. Gerade für Menschen, die nicht einfach zur Ruhe kommen können, kann eine kontrollierte Zeit im Seil sehr angenehm und entspannend sein. Ein Seil kann aber auch sehr fein sein, so dass es reißt, wenn sich das Model bewegt…

Wichtig Fesseln mit Seil kann gefährlich sein. Es wird vom Fessler aber auch vom Model einiges an Wissen und Können verlangt. Ich rate jedem, sich bei einem erfahrenen Fessler die Grundlagen mit Seil und Model zu zeigen und nicht einfach nach einem YouTube-Film etwas zu fesseln.

 

Gastartikel von Peter Wettstein, Autor und Ausbilder von Shibaku. Alle Informationen findest Du auf https://www.shibaku.ch