Liebe Alpha Queen, hast du vor eurer Beziehung schon deine Neigung gelebt?

Also eigentlich ja und irgendwo auch nicht, ich würde sagen,  ich habe einen kleinen Einblick bekommen, hatte eine zeitlang einen Sub, mich belesen, aber jetzt erst lebe ich es wirklich und richtig.

Lieber Tomtoy, wie war das bei dir?

BDSM und weibliche Herrschaft waren für mich eigentlich schon immer ein wichtiges Thema und auch unverzichtbarer Teil meiner Sexualität. Über die Jahrzehnte hinweg habe in bis auf wenige Ausnahmen in verschiedenen und verschiedenartigen BDSM-Beziehungen und Spielpartnerschaften gelebt. Ich habe zwar selbst auch eine dominante-sadistische Seite in mir, dennoch waren die Beziehungen immer FLR oder Femdom-Partnerschaften.

Wer seid Ihr und was dürfen wir über Euch wissen?

Wir sind beide 40+ und haben Kinder. Die Herrin arbeitet im medizinischen Bereich. Er in einem kreativen Beruf.

Wie lange seid ihr denn schon ein Paar?

Seit dem ersten Tag an dem wir uns gesehen haben vor circa einem halben Jahr. (Anmerkung der Redaktion: Aktuelles Datum August 2020)

Wie habt ihr euch denn kennengelernt?

Alpha Queen: und tomtoy:
Wir haben uns im Joyclub kennengelernt, er hatte mich bereits letztes Jahr im November angeschrieben und ich habe damals leider nicht reagiert und dann hat er es im Januar nochmal versucht und nun ja …. es war sofort ein wahnsinnig vertrautes Gefühl und seither schreiben wir jeden Tag, wenn wir uns nicht sehen.

Wie würdet ihr eure aktuelle Beziehungsform nennen?

Alpha Queen: und tomtoy:
Wundervoll! 🙂 Am ehesten passt:  romantische FLR/Femdom-Beziehung. Unsere Beziehungsform kann man iwie schlecht benennen, weil sie von allem etwas beinhaltet – auch Sklavenkuscheln 😉

Wie seid ihr zu euerer Neigung gekommen?

Alpha Queen:
Ich bin mir sicher, die Femdom schlummerte immer schon in mir ;-), aber es dauerte einige Zeit, bis ich dies auch selbst bemerkte… vor ca. acht Jahren tauchte ich in die Welt des BDSM ein – damals noch als Sub – aber irgendwie war das nicht ich und somit kam ich vor ein paar Jahren dann endlich dazu meine noch schlummernde, dominante Seite zu entdecken und zu lieben und immer weiter zu erforschen und zudem ist es total praktisch und vergnüglich, einen Sklaven/Lustsklaven zu halten ;-).

tomtoy: Ich habe mich, solange ich zurückdenken kann, von dominanten und starken Frauen angezogen gefühlt, egal ob nun im Märchen, in Filmen oder das aufmüpfige und freche Nachbarsmädel, welches mich zuerst unterworfen hat. Ich hatte das große Glück, erste Erfahrungen in der frühen Pubertät machen zu dürfen. Ich musste „Vanilla“ später irgendwie erst erlernen, weil meine Bedürfnisse sich immer schon sehr stark von meinen Altersgenossen unterschieden. Seitdem versuche ich mich immer weiterzuentwickeln und ein besserer und nützlicherer Sub zu werden und nun habe ich endlich in Alpha Queen meine Meisterin gefunden.

bdsm schloss

Welche Entwicklung hat eure Beziehung genommen?
Habt ihr am Anfang anders gelebt als jetzt?

Alpha Queen: und tomtoy:
Es wird immer intensiver, obwohl wir schon mit Vollgas und tiefem Vertrauen eingestiegen sind. Aber wir entdecken immer neue Funken unserer Leidenschaft und entwickeln uns an- und miteinander weiter. Das gibt uns beiden das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Alpha Queen: Jetzt fühle ich mich frei, ich bin jetzt da wo ich sein will, wie ich sein will, habe mich entwickelt, mehr zu mir gefunden und an Stärke gewonnen.

Wie intensiv lebt ihr heute? Lebt ihr zusammen?

Alpha Queen: und tomtoy:
Nein wir leben nicht zusammen.Wir sehen uns nur alle paar Wochen, dann aber für länger. Anders lässt sich das derzeit nicht vereinbaren. Wenn wir zusammen sind, leben wir extrem intensiv und leidenschaftlich – in dieser Zeit ist es quasi eine Art 24/7.

Wie genau lebt ihr eure Beziehung ?

Alpha Queen: Im Endeffekt beschreibt es Tom unten bereits ganz richtig. Er darf auch offen seine Wünsche und Fantasien äußern, das ist mir sehr wichtig, bediene ich mich doch sehr gerne an Ihnen und paare Sie mit meinem Kopfkino und mache dann meins daraus .

tomtoy: Ich empfinde es so, dass wir eigentlich auf Augenhöhe sind – ich nur einen Millimeter darunter. Das bedeutet, dass wir über alles reden können, dass wir uns respektieren und achtsam miteinander umgehen. Die Göttin lässt mir Freiraum und viel Selbstständigkeit – aber es braucht nur einen Blick oder auch eine Ansage, und ich weiß, dass ich ihr zu gehorchen habe und bin gedanklich und gefühlsmäßig sofort vor ihr auf den Knien. Es tut mir total gut, dass ich weiß, dass sie die absolute Oberhoheit hat und über mich verfügen kann, wie über ihr Eigentum.

Was sind vielleicht Besonderheiten in Eurer Beziehung?

Alpha Queen: und tomtoy:
Eine Besonderheit ist auf jeden Fall, dass es bei uns selten geplante Sessions gibt. Wenn wir in Spiel/-Quällaune sind, passiert alles recht spontan und auch ohne vorherige Absprache. Dann wird unterworfen und angebetet bis zur Erschöpfung ;-). Da wir generell gut und intensiv über unsere Bedürfnisse reden können, ist der Rahmen aus Herausforderungen und soften und harten Limits ganz gut abgesteckt – und dennoch sehr flexibel. Zudem darf tom auch zuweilen seine dominante Seite (im Bett 😉 ) ausleben um seine Göttin damit zu bedienen. Und es wird auch gekuschelt und gevögelt das kratzt alles auch überhaupt nicht an ihrer Macht und Führung.

Wie erlebt Ihr Euch in Eurer „Rolle“?

Alpha Queen:
Eine Rolle ist das nicht, ich bin in der Zeit zu 100 Prozent ich, nicht Mutter nicht Pflegekraft, sondern nur ich. Ich kann loslassen und bin einfach nur frei. Ich liebe es, wenn tom mir zu Diensten ist und ich mir nehmen kann, was ich will und wie ich es von ihm will. Diese Macht darüber genieße ich jede Sekunde. Und tom auch als Testhasen benutzen zu können, das macht mir so viel Spaß und Lust, dennoch achte ich natürlich immer sehr darauf, dass es meinem Eigentum gut geht :-D. Ich empfinde es als ein großes Geschenk, so sein zu können. Wenn wir zusammen sind, fühle ich mich vollkommen.

tomtoy:
Natürlich nehme ich irgendwie eine “Rolle” ein, weil ich, mich gegenüber der Herrin anders verhalte, als gegenüber der Tankwartin, aber ich sehe das nicht als “Rolle”, sondern eher als meinen natürlichen Zustand an. Ich bin dann sehr zufrieden, glücklich, ausgeglichen. Es tut mir gut, meiner Göttin dienen und sie bedienen zu dürfen, egal ob kochen, baden, massieren oder mich ihr für ihre wundervollen dunkleren Begierden und ihr Vergnügen und ihr Wohlergehen zur Verfügung zu stellen und mich ihr ausliefern zu können. Ich fühle mich dann endlich angekommen.

Welche Tipps würdet Ihr anderen geben Hinsichtlich: Partnersuche, Alltagsleben, Leben in der Öffentlichkeit, Austausch mit anderen; Abwechslung …

Alpha Queen: und tomtoy:
Für die Femdom-Suche: Öffnet die Türen zu eurem Herz und euren Gedanken für die dominante Dame, die euch interessiert, lasst hineinschauen und lasst sie nehmen, was sie möchte. Der Mensch kommt immer als erstes (eine Frau sowieso – und das in jeglicher Hinsicht 😉 ). Vielleicht einfach mal ausprobieren, das eigene Beuteschema zu hinterfragen, wenn es nicht klappt mit dem Kennenlernen.

Stillstand mögen wir beide nicht – wir experimentieren und probieren gemeinsam einfach aus, was uns kickt und Lust macht und auch innerlich zufrieden stellt.

Erkennbare Spiele in der Öffentlichkeit finden wir nicht gut – das schadet nur der ganzen Szene man muss anderen ja nicht die eigene Sexualität aufdrängen. Auf Events wie dem CSD ist das ok.

Der Austausch mit anderen ist enorm wichtig und da hilft das Internet ja wirklich, weil man auch mit Menschen in Kontakt kommt, mit denen man im normalen Leben nicht unbedingt zusammen stößt. Aber noch immer ist der Kontakt unter Femdoms und auch unter malesubs nur eingeschränkt möglich und oftmals von Eifersucht oder Bissigkeit oder Homophobie geprägt, obwohl wir finden, dass da ein Austausch total wichtig und sinnvoll wäre – gerade auch unter den malesubs. Wir freuen uns also über jeden Menschen, der sich mit uns austauschen möchte. Schreib uns an, wir beissen nur manchmal ;-).

Welche Ideen bereichern Euch, habt ihr einen Geheimtipp den ihr uns verraten wollt?

Alpha Queen: und tomtoy:
Wir denken, dass man sich nicht selbst in eine Schublade stecken sollte  (das machen andere ja schnell genug 😉 ). Gerade im BDSM-Bereich gibt es so unglaublich viele Leute, die anderen gerne ihre Denke aufdrücken wollen – die sollte man freundlich weglächeln. Wir lesen uns gerne quer durch alle BDSM-, FLR- und Femdom-Sachbücher und finden dort auch mal interessante Ansätze von intelligenten und erfahrenen Menschen, die wir dann gerne aufnehmen und ausprobieren (auch wenn die meisten Veröffentlichungen ja auf absolute Anfänger abzielen). Generell wird in dem Bereich aber zu wenig gelesen und zu viel gepredigt. Wir geben aber gerne gute Sachbuch- und  Literaturthinweise :-).

Gibt es etwas das Ihr mir erzählen wollt, was ich mich garnicht getraut habe zu fragen?

Alpha Queen: und tomtoy:
Es ist tatsächlich möglich jemandem, den man liebt, Schmerzen zuzufügen, herumzukommandieren, zu quälen und zu demütigen und das aus tiefstem Herzen heraus und genau so ist es möglich jemanden herzlichst anzubeten, zu verehren, zu respektieren, der das mit einem anstellt. Romantik und BDSM sind für uns keinesfalls Gegensätze.

Wir haben es sehr genossen, diesen Fragebogen gemeinsam auszufüllen, weil wir so einen Anhaltspunkt hatten, noch mal über das vergangene halbe Jahr gemeinsam zu reflektieren. Danke 🙂