Schicklichkeit in BDSM: Die Kunst des respektvollen Miteinanders

In der Welt des BDSM – einem Raum, der Bondage, Discipline, Dominance, Submission, Sadism und Masochism umfasst – stehen Vertrauen, Kommunikation und Respekt im Mittelpunkt. Eine Tugend, die diese Werte besonders gut verkörpert, ist die Schicklichkeit. Als Ausdruck von Anstand, Angemessenheit und gutem Benehmen mag Schicklichkeit auf den ersten Blick altmodisch wirken. Doch in der Praxis von BDSM ist sie ein unverzichtbarer Leitfaden für ein respektvolles, sicheres und erfüllendes Miteinander. In diesem Beitrag beleuchten wir, wie Schicklichkeit die Dynamiken von BDSM prägt und warum sie eine der zentralen Tugenden in dieser Community ist.

Was ist Schicklichkeit?

Schicklichkeit beschreibt ein Verhalten, das von Anstand, Rücksichtnahme und der Einhaltung sozialer Normen geprägt ist. In einem allgemeinen Kontext bedeutet dies, sich den Umständen entsprechend zu verhalten und die Würde anderer zu wahren. In BDSM bekommt Schicklichkeit eine besondere Bedeutung: Sie steht für die Fähigkeit, die Grenzen, Wünsche und Bedürfnisse aller Beteiligten zu respektieren – sei es in einer intensiven Session, in der Kommunikation vorab oder im Umgang innerhalb der Community.

Schicklichkeit als Fundament des Konsenses

Das Herzstück von BDSM ist der Konsens – die freiwillige, informierte Zusimmung aller Beteiligten. Schicklichkeit zeigt sich darin, wie sorgfältig dieser Konsens eingehalten wird. Bevor eine Session beginnt, verhandeln die Partnerinnen ihre Grenzen, Safewords und Erwartungen. Schicklichkeit bedeutet, diese Absprachen nicht nur zu respektieren, sondern sie aktiv zu wahren. Eine dominanter Partnerin, der*die die Grenzen der submissiven Person achtet, oder eine submissive Person, die klar kommuniziert, was sie möchte oder nicht möchte, handelt im Sinne der Schicklichkeit. Dies schafft ein Umfeld, in dem sich alle sicher und respektiert fühlen.Ein Beispiel: In einer Bondage-Session könnte Schicklichkeit darin bestehen, regelmäßig nach dem Wohlbefinden der gefesselten Person zu fragen oder nonverbale Signale aufmerksam zu beobachten. Selbst in Szenarien, die bewusst provokativ oder intensiv gestaltet sind, bleibt die Achtung der vereinbarten Grenzen ein Ausdruck von Anstand.

Diskretion und Respekt in der Community

Schicklichkeit erstreckt sich auch auf den Umgang außerhalb von Sessions. In der BDSM-Community ist Diskretion ein zentraler Wert, da viele Praktizierende ihre Vorlieben privat halten. Schicklichkeit zeigt sich hier in der Wahrung der Privatsphäre anderer. Dies kann bedeuten, keine Details über eine Session ohne Zustimmung zu teilen, die Identität von Community-Mitgliedern zu schützen oder respektvoll mit den persönlichen Geschichten anderer umzugehen.Auch in öffentlichen oder halböffentlichen Räumen, wie auf Munchs (informelle Treffen der BDSM-Community) oder in Online-Foren, ist Schicklichkeit entscheidend. Ein respektvoller Ton, das Vermeiden von Vorurteilen und die Offenheit für die Vielfalt der Praktiken innerhalb der Community sind Ausdruck dieser Tugend. Schicklichkeit bedeutet, andere nicht zu verurteilen, sondern ihre individuellen Wege im BDSM zu respektieren.

Schicklichkeit in der Kommunikation

Die Art und Weise, wie Partner*innen miteinander kommunizieren, ist ein weiteres Feld, in dem Schicklichkeit glänzt. Ob in einer dominant-submissiven Dynamik oder in einer gleichberechtigten Diskussion vor einer Session, ein respektvoller und klarer Austausch ist essenziell. Schicklichkeit zeigt sich darin, die Wünsche und Gefühle der anderen Person ernst zu nehmen, aktiv zuzuhören und Missverständnisse durch klare Kommunikation zu vermeiden.Ein Beispiel ist die sogenannte „Aftercare“, die Fürsorge nach einer Session. Schicklichkeit fordert, dass alle Beteiligten aufeinander achten, sei es durch tröstende Worte, körperliche Nähe oder die Bereitstellung von Wasser und Decken. Diese Fürsorge zeigt, dass die Beziehung über die Session hinaus von Respekt und Anstand geprägt ist.Warum Schicklichkeit in BDSM unverzichtbar istIn einer Praxis, die oft mit Machtgefällen, intensiven Emotionen und körperlicher Intimität verbunden ist, bildet Schicklichkeit eine Brücke zwischen Freiheit und Verantwortung. Sie erinnert uns daran, dass BDSM nicht nur ein Ausdruck von Fantasien, sondern auch eine Übung in Ethik und Respekt ist. Ohne Schicklichkeit könnten die Prinzipien von „Safe, Sane, Consensual“ (SSC) oder „Risk-Aware Consensual Kink“ (RACK) nicht eingehalten werden. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten sich sicher, gehört und wertgeschätzt fühlen – und genau das macht BDSM zu einer erfüllenden Erfahrung.

Fazit

Schicklichkeit als Ausdruck von Vertrauen und RespektSchicklichkeit mag eine „alte Tugend“ sein, doch in der modernen Welt des BDSM ist sie aktueller denn je. Sie ist die Kunst, Respekt, Anstand und Rücksichtnahme in einer Praxis zu verankern, die auf den ersten Blick provokativ wirken mag. Durch die Einhaltung von Konsens, die Wahrung von Diskretion und eine respektvolle Kommunikation schafft Schicklichkeit ein Umfeld, in dem Vertrauen gedeihen kann. In der BDSM-Community ist sie mehr als nur gutes Benehmen – sie ist das Fundament für ein Miteinander, das sowohl sicher als auch erfüllend ist.

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